Ein Buch über eine Fahrrad-Tour durch Amerika – was soll daran neu und aufregend sein? Meint man. Aber: Fast wie zufällig ist aus den persönlichen Tagebüchern der zwei jungen Wiener eine verblüffende Legierung entstanden, die deshalb fasziniert, weil sie mit einem simplen Reisebericht nur noch wenig gemeinsam hat. Zugegeben: Wer Reisebücher gerne liest, wird auf seine Kosten kommen. Natürlich auch Fahrradfreaks und Amerikafans. Was den Text für ein noch breiteres Publikum öffnet, ist, daß die beiden es geschafft haben, gewissermaßen an der Grasnarbe der amerikanischen Seele durchs Land zu reisen, nicht in sterilen Hotels oder abseits im Zelt übernachteten, sondern von der Ost- bis an die Westküste täglich und stündlich die Gastfreundschaft der Menschen erlebten und so einen einzigartig tiefen, oft auch amüsanten Einblick gewinnen konnten. Diese Mischung, eigentlich ganz gewöhnlicher Zutaten ohne exotische oder sportlich rekordverdächtige Beimengsel, verwandelt sich im Text zu einem Gesamterlebnis, bei dem jeder Schnupfen auf den Leser ansteckend wirkt, jeder Reifenschaden mitschmerzt und die feinste Situationskomik zum Schmunzeln verleitet.
| Eintragsdatum:
31. Mai 2016